Wir haben vor einigen Wochen über den Service von Canyon berichtet (Hier gehts direkt zu unserem Bericht über den Service von Canyon). Das wurde zu einem heiß diskutierten Thema! Einen ausführlichen Bericht eines treuen Lesers wollen wir euch nicht vorenthalten.
Kommentar:
Hallo Leute,
den folgenden Text habe ich zunächst unabhängig von diesem Thread hier verfasst, weshalb ich mich nicht auf die Vorredner beziehen werde, aber ich denke, dass er gut hierher passt.
Eigentlich gehöre ich nicht zu den Menschen, die ihre Meinung und Unzufriedenheit in (Internet)Portalen kundtun, doch die Wut und maßlose Enttäuschung über den Service und die Qualität des Rades bei Canyon hat mich schließlich dazu motiviert, zum allerersten Mal eine Rezension zu schreiben und zu veröffentlichen, um so ein wenig Genugtuung zu empfinden. Wer gerade nicht die Muße oder Zeit hat, den gesamten Text zu lesen, beschränke sich am besten auf die dick gedruckten Zeilen (Ging hier leider nicht! Sorry!).
Jeder, der in Erwägung zieht, sein neues Bike bei Canyon zu kaufen, sollte den folgenden Text m.E. lesen, um darüber aufgeklärt zu sein, was ihn erwarten kann.
Ich bemühe mich sachlich zu bleiben, damit der Text für jeden lesbar ist und nicht polemisch oder ketzerisch daherkommt.
Seit 25 Jahren bin ich passionierter Mountainbiker. Über 22 Jahre bin ich mit Alurädern gefahren (mein erstes Mountainbike stammte vom örtlichen Fahrradgeschäft, an dessen Hersteller ich mich nicht erinnere, mein zweites ein Univega und mein letztes ein Radon, was ich ca. 20 Jahre stressfrei gefahren habe) und hatte bei keinem dieser Bikes derartigen Stress, den ich derzeit mit meinem im letzten Jahr erworbenen Bike (Canyon Nerve CF 9.0; 3500€) habe.
Nach Abschluss meines Studiums und dem Einstieg ins Berufsleben konnte ich mir zu Beginn des letzten Jahres endlich ein Bike leisten, das meinen Träumen entspricht. So stieß ich auf das Canyon Nerve CF 9.0, dass offensichtlich keine Wünsche offen ließ. Ein stylischer Carbonrahmen gepaart mit neusten und hoch qualitativen Komponenten schien all meine Träume zu erfüllen.
Um sich das Bike jedoch näher ansehen zu können, muss man sich auf den Weg nach Koblenz machen, da Canyon bekanntlich ein sog. „Versender“ ist und die Bikes nur ab Werk erworben werden können. Auch sind eine Vorbestellung und eine vorherige Terminabsprache erforderlich, wenn man sicher gehen möchte, dass man das Wunschrad in seiner Rahmengröße zu Gesicht bekommt. Getan, gemacht, bin ich Ende Mai 2014 zu Canyon gefahren, um dort um 17.00 Uhr mein Fahrrad auf einem Podest ansehen zu können.
Eine Probefahrt wurde mir nicht gestattet, da es im „Showroom“ das gleiche Bike schließlich auch gäbe. Das stimmte zwar, jedoch hatte dies die Rahmengröße „S“ und nicht „L“, wie ich es für meine Körpergröße benötige. Es besteht auch grundsätzlich nicht die Möglichkeit einzelne Komponenten verschiedener Modelle untereinander (z.B. zwischen Nerve CF 8.0 und 9.0) zu tauschen. Der anwesende Verkäufer schien zudem nicht viel von technischen Dingen zu wissen. So konnte er mir zwar zeigen, wie man den Sag des Dämpfers einstellt, aber was ein Kettenschloss oder ein Schaltauge ist, wusste er nicht.
Erste Zweifel kamen auf und meine Freundin, die mich begleitete und bis heute den ganzen Stress mitverfolgen muss, riet mir bereits zu diesem Zeitpunkt vom Kauf des Rades ab. Aber die Optik und der Traum von diesem vermeintlich edlen Bike etc. ließen mich schwach werden und ich kaufte das Rad, ohne es vorher Probe gefahren zu haben. Die ersten Meter machte ich direkt nach dem Kauf (3.500€) auf dem Parkplatz vor dem Werk. Direkt fiel mir auf, dass der Umwerfer auffällig nah an der Kette stand, unabhängig davon, auf welchem Ritzel oder Kettenblatt sich die Kette befand und dadurch die Kette ständig an ihm entlangschliff. Sofort bin ich zurück ins Werk und musste zunächst Überzeugungsarbeit leisten, bis man mir Glauben schenkte und sich ein Mechaniker auf das Rad setzte. Er nahm es schließlich mit in die Werkstatt und es dauerte eine geschlagene Stunde, bis er mit Bike wieder herauskam und mich darüber aufklärte, dass der Umwerfer falsch montiert worden wäre, es jetzt aber zu keinen Problemen mehr kommen sollte.
Nach der ersten Tour in heimischen Gefilden im Sauerland stellte ich drei große, unschöne Lackschäden am Rahmen fest, der offensichtlich durch Steinschlag entstanden. Entsetzt auch von der Größe der abgeplatzten Lackfläche rief ich bei der Servicehotline von Canyon an und fragte, ob es sich hierbei um einen Produktionsfehler handle und ob ich darauf einen Garantieanspruch hätte. Man entgegnete mir damit, dass man auf Lackschäden keinen Garantieanspruch habe und ich mir mit Schutzaufklebern helfen solle. Damit habe man gute Erfahrungen gemacht. Derartige Schutzfolien würden mir auch kostenlos zugesandt. Schade nur, dass ich das erst erfahren habe, als der Lack schon Schäden erlitten hatte. Schließlich erhielt ich per Post eine einzige Schutzfolie für die Unterseite des Rahmens, aber keine weiteren für andere Stellen (wie z. B. der Wippe am Hinterbau etc.), an denen der Lack ebenfalls schon beschädigt war. Diese habe ich schließlich selbst über einen anderen Händler bezogen und bin froh, dass alle Aufkleber ihre Dienste leisten.
In den folgenden Wochen fuhr ich sehr viel mit Rad und war überglücklich über den Kauf. Doch noch während eines Alpencrosses im August des Jahres (also ca. 3 Monate nach dem Kauf) knarzte der Rahmen plötzlich und dies fortschreitend lauter, sodass schließlich jeder Anstieg zum Nervenkrieg wurde und ich auf Marathons sogar mehrfach auf das Geräusch angesprochen wurde. Im Wiegetritt knarzte es besonders laut.
Wieder kontaktierte ich den Service und an dieser Stelle sei erwähnt, dass man jedes Mal mindestens eine halbe Stunde warten muss, bis die Robert-De-Niro-Stimme, die einem ständig sagt, wie bemüht man doch sei, den Anruf schnellstmöglich entgegenzunehmen, jedoch leider derzeit alle Leitungen belegt seien, durch eine menschliche ersetzt wird. (Das ist kein Witz, das ist wirklich seit einem Jahr immer so!!!!)
Schließlich wurde ich auf die Website von Canyon verwiesen, auf der es einen Link zur „schnelle[n] Abhilfe bei Knacken und Knarzen“ zu finden gibt. Die meisten der hier aufgeführten Tipps waren mir aus eigener Erfahrung heraus schon bekannt, die übrigen konnten keine „schnelle Abhilfe“ schaffen.
Wieder kontaktierte ich den Service, diesmal auch per Email, da mir das Warten am Telefon zu lästig wurde und ich auch Besseres zu tun habe, als jedes Mal mindestens eine halbe Stunde darauf zu warten, dass jemand persönlich zu sprechen ist. Doch leider dauert es auch jedes Mal mindestens eine Woche, bis man eine Antwort auf die Mail erhält, die dann auch noch nicht hinreichend auf die Fragestellung ausgerichtet ist. Nach einem weiteren Telefongespräch, zuweilen auch mit sehr unfreundlichem Personal, wurde ich schließlich direkt mit dem Werkstattpersonal verbunden, mit welchem ich einen Termin ausmachen konnte, um mein Fahrrad auf das Geräusch hin zu untersuchen, allerdings nur in Verbindung mit einer Jahresinspektion, die 90€ kostet. Würde ich von der Jahresinspektion absehen, hätte ich keinen Anspruch mehr auf Garantie. Im Gegensatz zur Information, die ich von der Dame bei der Servicehotline erhielt, dass es ca. 4 Wochen dauern könne, bis ich mein Fahrrad zurück erhalte, wurde mir hier garantiert, dass ich das Fahrrad bereits am nächsten Tag wieder abholen könne. Da ich allerdings über 200km von Koblenz zu Hause bin und zudem berufstätig, haben wir abgemacht, dass ich das Fahrrad montags persönlich vorbeibringe, es am Dienstag in der Werkstatt repariert wird und ich es am Freitag persönlich wieder abholen würde.
Am Mittwoch dieser Woche erhielt ich während der Arbeitszeit dann einen Anruf, den ich nicht entgegennehmen konnte, woraufhin ich jedoch umgehend (ca. 10 Minuten später) eine Email schrieb, in der erklärte, dass ich den Anruf nicht entgegen nehmen konnte, man mich aber bitte noch einmal kontaktieren solle, falls es zu Komplikationen bei der Reparatur meines Bikes gekommen sein. Bis Freitag (eigentlich sogar bis heute, ca. 6 Wochen später) habe ich darauf keine Antwort erhalten. Stattdessen versuchte ich nach Beendigung meiner Arbeit am Freitag noch einmal beim Service anzurufen, um zu vermeiden, umsonst nach der Arbeit, am Freitag Nachmittag, nach Koblenz zu fahren, Angst zu haben, dass man es bis Werksattschluss nicht rechtzeitig schafft. Leider erreichte ich niemanden, obwohl ich lange habe klingeln lassen (meine Freisprechanlage im Auto macht dies möglich, wenigstens während des Wartens Auto zu fahren).
In Koblenz angekommen, sagt man mir dann, dass die Gabelkrone Schuld am Knarzen sei und man somit die Gabel zum Hersteller schicken müsse. Man brauche aber zunächst mein Einverständnis.
Das muss man sich einmal vorstellen. Die wussten, dass ich am Freitag von weither kommen werde, um mein Rad wieder abzuholen und hielten es nicht für möglich, mir eine Email zu schreiben. In der Auftragsbestätigung steht sogar geschrieben, dass man mich über jeden Schritt per Email informieren würde. Ich hätte mir das Rad ja auch per Post zusenden lassen, aber dies vermied ich u. a. auch auf Rat des Werkstattpersonals hin, da es schon hier und da bereits vorgekommen sei, dass ein Rad beim Transport beschädigt worden sei. Vor allem beim Carbonrahmen sei es die sichere Variante.
Nach dieser Nachricht habe ich meine Situation und sämtliche bis hierher gemachten enttäuschenden Erfahrungen geschildert, so dass mir schließlich angeboten wurde, man wolle für die anfallenden Reparaturkosten für die Gabel aufkommen. Die Benzinkosten bzw. sämtliche anderen Unannehmlichkeiten würden jedoch nicht entschädigt.
Ich müsse zudem damit rechnen, dass es einige Tage dauern könnte, bis die reparierte Gabel vom Hersteller zurückkäme. Man würde mir auch kostenlos das Fahrrad per Post zukommen lassen.
Mit einem einigermaßen besänftigten Gemüt, durch das finanzielle Entgegenkommen habe ich mich ohne Bike auf den Weg zurück nach Hause gemacht.
In den folgenden Tagen erhielt ich mehre Anrufe, sowohl von der Werkstatt, als auch vom Service, in denen mir mitgeteilt wurde, dass ein Laufrad defekt sei und dieses zu Mavic gesendet werden müsse, außerdem der Umwerfer defekt sei und, und jetzt haltet euch fest, dass mein Rahmen einen Riss aufweisen würde. Man fragte mich dann noch, ob ich diesen denn beim Putzen nicht festgestellt hätte. Ich dachte echt, dass man mich auf den Arm nehmen möchte, schließlich hatte ich keinen Sturz, habe das Bike stets pfleglich behandelt und eine Menge Kohle ausgegeben, um Qualität zu erhalten.
Der Rahmen würde mir ersetzt, man habe wohl glücklicherweise noch einen auf Lager gehabt, die Räder eingeschickt und mir das Rad so schnell wie möglich zugesandt. Seitdem sind 5-6 Wochen vergangen und ich habe das Rad immer noch nicht wieder. Das gesamte Training und die Vorbereitung auf die diesjährige Alpenüberquerung habe ich auf meiner alten zuverlässigen Radongurke absolviert und die Buchung der Zimmer für die Tour bereits zweimal verschoben.
Allein in der vergangenen Woche habe ich viermal bei Canyon angerufen und man hat mir jedes Mal garantiert, dass das Fahrrad an diesem Tag noch rausgehe und zwar per Expressversand. O-Töne, wie: „So was kommt bei mir nicht vor…, ich kümmere mich fortan persönlich darum, dass das Rad heute noch rausgeht“ stellten sich hinterher als Lügen heraus.
Wenn ich das so schreibe, ist es mir schon fast peinlich einzugestehen, dass ich noch keine rechtlichen Schritte eingeleitet habe. Es ist einfach eine unglaubliche, aber leider wahre Geschichte.
Ich habe sogar noch vergessen zu erwähnen, dass es mich mindestens 4 Anrufe gekostet hat, um die Schutzaufkleber für den neuen Rahmen zu erhalten. Eine Lieferung mit kleinen Aufklebern hat mich derweil erreicht, es lag jedoch auch eine Rechnung von ca. 20€ bei. Den großen Aufkleber habe ich soeben noch einmal versucht zu ordern. Der komme aber kostenfrei.
Das Fahrrad selbst ist immer noch bei mir angekommen und nun seit 6 Wochen in der Werkstatt, angeblich sei es repariert, aber da man keine „Trackingnummer“ im Hause in Erfahrung bringen könne bzw. dies mindestens bis Morgen dauern wird, kann man mir nicht sagen, wann es letztlich versendet würde.
Ich weiß ehrlich gesagt nicht, wie ich weiter verfahren soll, ob ich mir den zusätzlichen Stress eines Rechtsstreits antun oder ich darauf hoffen soll, dass in Zukunft alles besser läuft. Aber mir graut es schon vor der nächsten Inspektion.
Definitiv weiß ich, dass ich und all meine Freunde bei Canyon kein Rad mehr kaufen werden.