Wie eine Zeitreise fühlt es sich an, wenn man auf 2700 m über dem Meeresspiegel im Juni mit Ski aus dem Auto aussteigt. Eine Zeitreise zurück in den letzten Winter, aber auch zurück in die 80er Jahre. Zur Eröffnung des Sommerskigebiets am 1. Juni 2018 wollten wir testen, ob sich diese Erfahrung lohnt.
Das Skigebiet
Vorweg darf man keine großen Erwartungen haben. Der mit den vier verbleibenden Tellerliften bestückte Gletscher ist flach und die Jochabfahrt, soweit noch ausreichend Schnee liegt, ist ebenfalls flach. Letztere ist vermutlich auch nur die ersten Wochen nach der Eröffnung möglich. Auch die Zubringernkabinen haben ihre besten Zeiten hinter sich, seit sich der das Interesse am Sommerskifahren seit Mitte der 80er stets reduziert hat. Damals gefolgt von einer Insolvenz und drastischen Einsparungen, kombiniert mit dem sich weiter reduzierenden Schneeangebot ist es wohl nur eine Frage Zeit bis der Betrieb ganz eingestellt wird.
Am Morgen nach unserer Ankunft waren wir von den Pisten an sich positiv überrascht, die nach einer klaren Nacht nicht nur griffig sondern prügelhart gefroren waren. Sollte uns hier eine Überraschung bevorstehen? Jetzt musste nur noch der Lift aufmachen. Geht man von den unterschiedlichen Quellen (Internet, Hotelrezeption, Typ auf der Straße, schwer ersichtliches Schild im Gondelhaus) zu den Öffnungszeiten aus, die irgendwo zwischen 7 Uhr und 7:30 Uhr lagen, reicht dies locker für drei bis vier gute Abfahrten bevor der Sulz überhand nimmt.
Was aber dann passiert ist, hat uns das Kraut gewaltig ausgeschüttet. Wir haben bis 8 Uhr, also eine geschlagene Stunde, gewartet bis das Gondelhaus aufgemacht hat. Dann wir waren eigentlich mit die ersten in der Schlange, hatten aber noch kein Liftticket . Der Mann am Liftschalter war nun leider so verplant, dass uns, bis wir das Ticket hatten, noch 20 italienische Skigruppen überholten. Um 8:30 Uhr und nach 90 Minuten warten, ging es endlich Richtung Berg, und aus den drei bis vier Abfahrten wurden letztlich nur noch eine.
Natürlich wären wir keine Freerider, hätten wir uns auf den Gletscher beschränkt. Folglich haben wir uns kurz vor Mittag noch zum Aufstieg auf die Geisterspitze fertig gemacht. Die ca. 150 Höhenmeter rauf und runter sind kaum der Redewert, aber ein 3500 m Gipfel bleibt eben genau das.
Zum absoluten Highlight wurde die letzte Abfahrt zurück zum Joch. Ein Gewitterzelle hatte sich ziemlich schnell in der Region gebildet. Als erstes war die Sicht komplett weg, was deswegen etwas problematisch ist, weil eine Piste im Skigebiet im nichts endet, sprich keine Talstation hat. Und zu allem Überfluss hat es auch noch heftig zu Hageln begonnen. Und das fühlte sich beim Fahren im Gesicht an (Vorsicht, bayerisches Sprichwort :)), als würde es geschliffene Hackel regnen.
Das Fazit
Nichts wie weg von hier, und es reicht ja wenn man im Herbst, Winter und Frühling Ski fährt, oder? Auf der anderen Seite ist es ein Stück Geschichte, das die nächste Generation nicht mehr erleben wird.