Eine Scharte und die vermeintlich leichte Umgehung
Eigentlich war für diesen Tourentag die Gaißlehnscharte geplant, die mit Seil im Fels einen interessanten Übergang zur Winnebachseehütte dargestellt hätte. Allerdings war eine 40-45 Grad steile Rinne über etwa 500 HM zu überwinden, um überhaupt in die Nähe der Scharte zu kommen. Da der Wetterbericht aber ab 12 Uhr Schneefall vorausgesagt hatte und wir vom Vortag lawinentechnisch noch etwas vorgeschädigt waren, entschieden wir uns, für den leichteren 600 HM langen Aufstieg von Gries im Ötztal.
Nun waren die Tage zuvor aber so warm, dass die Südseiten aufgetaut und danach spiegelglatt durchgeforen waren. Der vermeintlich leichte Aufstieg wurde dann doch noch zur Tortur. Glücklicherweise hatten wir nämlich unsere Harscheisen im Auto zurück gelassen, schließlich haben wir diese in den letzten Jahren nie gebraucht. Na ja, das wäre mal so ein Tag gewesen. So mussten wir das Steilstick knapp unterhalb der Winnebachseehütte mit Skistiefeln als Steigeisen hinter uns bringen. Angekommen auf der wunderschön renovierten Winnebachseehütte kam dann auch der Schneefall, der uns wieder unberührte Hänge am nächsten Tag bescheren sollte.
Der breite Grießkogel und die Vernunft
Um 8 Uhr gings, mit wieder wolkenlosem Himmel daran in 20cm eiskalten Pulver die erste Aufstiegslinie zu setzen. Ein grandioses Tal erstreckt sich von der Winnebachseehütte bis zu unserem Übergang, dem Zwieselbachjoch mit über 2.800 Metern. Aber zuerst wollten wir noch den Breiten Grießkogel erklimmen, der mit 3.287 Metern ein klassisches Skitourenziel der Region darstellt. Beim Aufstieg über den Gletscher muss man sich links an einem Kamm halten, um die Spalten zu umgehen. Leider hat hier aber die ganze Nacht über der Erbauer der Lawinen seinen Dienst verrichtet und aus den 20cm Schneehöhe teils über 50cm eingeblasen. Aus unserem Gefühl, das Glück auf dieser Tour schon ausgereizt zu haben, kehrten wir bei etwa 3.000 Höhenmetern um und überquerten das gegenüberliegende Joch. Hier eröffnete sich uns ein Tal, das vollkommen unberührt nur darauf wartete, dass wir unsere Spuren hineinziehen.
Genial!!! Breite, weite Hänge mit teilweise richtig tiefem Pulverschnee. So gut, dass wir nochmals 400 HM an der Seite aufstiegen, um uns einen weiteren unberührten Hang zu gönnen. Über ein schier endloses Tal, bei dem man am Ende allerdings schieben muss, gelangten wir schließlich zur Schweinfurter Hütte, die uns mit wunderbarem Bio-Almrindsgulasch erwartete.
Der letzte Tag, noch ein Gipfel und nochmal zwei Traumabfahrten
Der letzte Tag sollte uns über die Finstertaler Scharte ins Kühtai führen. Doch davor nahmen wir noch die knapp 3.000m hohe Kraspesspitze mit. Von der Hütte aus führt ein sehr steiler und in unserem Fall vereister Hang auf ein großflächiges Hochplateau und wir wiedermal die erste Aufstiegsspur in die schier endlose Weite legen durften. Ein Fest, um seinem Alltag in dieser Traumwelt zu entkommen. Über einen weiteren Steilhang gings bis knapp unter den Gipfel, wo wir die Ski zurück ließen und die letzten 50 Hm im Fels bis zum Gipfel aufstiegen. Der Rundblick dort oben war bei diesem genialen Wetter einmal mehr unfassbar schön.
Nach einer Abfahrt im bereits aufgefirnten Südhang ging es nochmals etwa 300 HM bergauf zur Finstertaler Scharte, wo sich wieder einmal ein unberührtes Tal mit pulvrigen Nordhängen eröffnete. Über 1.500 Höhenmeter konnten wir hier in bestem Schnee dem Kühtai entgegen fahren. Kurz vorm Skigebiet muss man am Stausee noch einmal etwas aufsteigen, um dann die sensationelle Abfahrt über die Staumauer ins Kühtai wagen zu können. Im Kühtai angekommen ging es nach einem redlich verdienten Weizen dann mit dem Bus bis nach Axams.
Eine paradiesische Runde in genialem Panorama und noch besseren Abfahrten hatten wir nun hinter uns. Insgesamt waren es etwa 4.500 HM bergauf und 6.500 bergab. Bitte nachmachen!
Den tatsächlichen Verlauf der Tour kann man hier anschauen: SkiRIDE Stubaital (einfach anmelden)