Der Winter geht dem Ende zu und folgerichtig denkt man an die Urlaubsplanung der Bikesaison. Was kommt einem da sofort in den Sinn? Klar, Vinschgau, Gardasee, Finale und so weiter und so fort. Was mir aber nicht in den Sinn gekommen wäre, hätten Freunde von mir nicht einen Städte-Roadtrip geplant: Wales! Sofort dacht ich an die Red Bull Hardline und die Idee mit den anderen mitzufahren, aber mit dem Bike.
Nach einer Recherche im Internet stand auch schnell eine schöne Rundtour fest, denn Bike- und vor Allem Trailparks gibt es in Wales genügend. Von den vielen Tourenmöglichkeiten einmal abgesehen. Die Idee in der Hauptstadt Cardiff zu starten und über die Westküste in den Norden in den Nationalpark Snowdonia zu fahren klang vielversprechend. Unterkünfte waren auch sofort gefunden, denn viele kleine Pubs in denen man übernachten kann gibt´s genügend (unbedingt machen, gehört zu einem UK-Trip unbedingt dazu) und mit der Suche im AirBnB war auch sofort eine Hütte im Nirgendwo des Nationalparks gefunden.
So, wie kommt man nun am Besten nach Cardiff? Natürlich denkt man erstmal an den Flieger, aber mit Bike und großem Mietwagen (für die Bikes) wir die ganze Sache schon ganz schön teuer und auch langwierig (Flüge ca. 150 Euro München/Nürnberg-London + 80 Bike + 150 Mietwagen; Bis Cardiff mind. 8h). Daher war gleich die Idee eines echten Roadtrips geboren. Regensburg-Cardiff: 1450km! Zuerst ging es am Abend nach Dünkirchen, von wo die Fähre nach Dover mit 2 Personen und Bikes am Auto nur 84 Euro gekostet hat – hin und zurück (Calais-Dover 150Euro, Eurotunnel 350 Euro). Mitten in Dünkirchen verbrachten wir dann eine kurze Nacht im Auto, bevor wir auf der Fähre schon die Vorfreude auf die UK-Reise stillen konnten: Mit einem echten English Breakfest. Auf dem Weg nach Cardiff durfte ein Stonehenge Besuch natürlich nicht fehlen, wobei wir uns die 23 Pfund gespart haben und das Wunderwerk von einem nah gelegenden Feldweg betrachtet haben. Die Nacht in Cardiff (Jungendherberge mit Frückstück und Full Size Bett 85 Euro – geht auch billiger im Schlafsaal) haben wir natürlich mit englischem Essen und ein paar Pints verbracht bevor es am nächsten Tag zum nur 30 min entfernten Bikepark Wales ging.
Diesen Bikepark gibt´s erst seit wenigen Jahren und Rider-owned wie man so schön sagt. Das merkt man an allen Ecken und Enden. Hier wurde richtig viel Geld investiert und vor allem perfekt verbaut. Ein neues Hauptgebäude bietet alles was man braucht an Leihausrüstung, Ersatzteilen und einem Bistro. Bergauf geht’s nicht mit dem Lift sondern mit Shuttlebussen.
Für 35 Pfund kann man sich den ganzen Tag shutteln lassen. Aber vorab: ein Tag wird nicht reichen. Es gibt hier 40 Trails an der Zahl, von leicht bis schwer und auch für Profis ist was dabei.
Die Trails an sich sind perfekt gebaut. Es gibt eigentlich alles was man sich wünscht, glatt-geshapte, sprunglastige, verblockte oder auch naturbelassene.
Und alles ist so gebaut dass man schnell in seinen Rhythmus kommt. Kannst du den ersten Sprung springen, dann werden alle folgenden mit ähnlicher Geschwindikeit zu nehmen sein. Genial! Keine versteckten Hindernisse oder anderes. Einfach nur genial. Für mich einer der best-gebautesten Parks überhaupt!
Am Abend gings dann weiter an die Westküste nach Newport (Nähe Fishguard). Ein kleiner Fischerort in dem man unbedingt im Golden Lion-Pub nächtigen und vor allem essen sollte. Sau gut und das in einer Bar! Die Barkultur ist in Großbritannien einfach eine ganz andere als bei uns.
Oder zumindest ist Sie so wie in Bayern die Wirtshauskultur früher war. Hier trifft sich der Ort auf ein paar Ales´und man lässt sich den leckeren Cod (Kabeljau) schmecken. Nach einer recht feuchtfröhlichen Nacht ging es zum Stausee Llynn Brianne, wo ich mir eine Tour herausgesucht hatte, die sehr vielversprechend war, wir aber leider nicht gemacht haben.
Zum Einen war nahe dieses Sees die Netzverbindung weg und somit leider auch meine (ja ich weiß, lieber mal ausdrucken) Trailbeschreibung auf dem Handy. Zum Anderen hat uns hier das erste Mal das walisische Wetter so richtig erwischt und uns dermaßen abgewaschen, dass die Tour ausfallen musste. Landschaftlich ist es aber auch absolut sehenswert!
Daher haben wir direkt die Reise zu unserem Cottage im Snowdonia Nationalpark angetreten. Abgelegen, absolut urig und gemütlich lagen zwei Tage an diesem tollen Ort vor uns. Am nächsten Tag gings in den Trailpark Coed y Brenin, was ziemlich typisch walisisch ist.
Kein Wunder, zahlt man nur Parkgebühren für die Benutzung, hat aber doch top angelegte Trails. Hochgekurbelt wird selbst über eine normale Schotterstraße, was wir ingesamt fünf Mal an diesem Tag gemacht haben.
Die Trails sind allesamt gut gebaut, einige aber eher für CCler oder Endurobiker die knackige Gegenanstiege lieben. Allerdings gabs auch zwei super Trails, die den Ausflug schon wert waren.
An unserem vorletzten Tag haben wir dann im Norden von Wales den recht bekannten Anthur Stiniog Bikepark getestet. Dieser wird auch mit Shuttlebussen befahren und ist richtig schön felsig.
Hier kann man sogar super fahren wenn es schüttet wie aus Eimern, so wie bei uns. Die Strecken sind super. Eher für DHler, da eher grob, aber wirklich abwechslungsreich und vor allem für Felsenliebhaber genau das Richtige.
Die Mondlandschaft, bei uns Nebelverhangen, gibt dann noch ein richtig schönes Waliser Ambiente. Für einen Tag investiert man hier im Übrigen 25 Pfund.
Danach gings wieder nach Cardiff, bevor wir am letzten Tag in nur 14,5 h die Heimreise hinter uns gebracht haben. Es war ein toller Roadtrip in ein schönes Land (zur Zeit dank des Brexit übrigens nicht sehr teuer) mit netten Leuten, leckerem Essen (ja wirklich!) und tollen Bikeparks. Insgesamt waren wir ungefähr 3500km unterwegs, in nur 6 Tagen- aber das wars Wert!