Strive CF 8.0 Race vs. Liteville 301 Mk11 „10-Years Edition Enduro“

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Auf dem Papier haben beide Bikes 160mm Federweg und lassen sich dadurch klar in die Kategorie „Enduro“ einordnen. Doch außer dem gleichen Federweg haben die Bikes recht wenige Gemeinsamkeiten. Im Folgenden möchte ich Euch beide Bikes kurz vorstellen und dann auf die technischen Highlights eingehen. Abschließend erfahrt Ihr für welche Fahrertypen und Vorlieben die Bikes jeweils prädestiniert sind.

Der Fahrer:

Größe: 175 cm

Gewicht: 75kg

Fahrstil: verspielt, aktiv

Wo fahre ich hauptsächlich: Meine Vorliebe gilt technischen Naturtrails. Nicht widerstehen kann ich geshapten Strecken mit Sprüngen und hoher Geschwindigkeit. Lange Alpentouren mit 2000 hm sind fester Bestandteil in meinem Tourenportfolio.

Strive CF 8.0 Race

Technische Daten:

  • Voll Carbon-Rahmen außer Dämpferwippe
  • für Enduro- und Race-Einsätze konzipiert
  • 27,5″-Laufräder
  • 160 mm Federweg
  • Moderne Geometrie, langer Reach , tiefes Tretlager, weit heruntergezogenes Oberrohr
  • Rahmengröße: M
  • Gewicht Komplettrad mit Pedalen: 13,6 Kg (selbstgewogen)
  • Preis: 3.999 Euro (Komplettbike)
Strive CF 8.0 Race

Strive CF 8.0 Race

Eine Revolution auf dem Bike Markt?

„Das Strive CF 8.0 Race kommt mit unserem formschönen, superleichten Strive Carbon-Rahmen. Durch unseren Shapeshifter lässt sich die Geometrie Deines Bikes während der Fahrt zwischen Up- und Downhill-Modus verändern. It’s not evolution – it’s revolution!” Quelle: Canyon Homepage

Für mehr Informationen über Ausstattungsdetails und Technologien hier der Link zur Herstellerhomepage

So beschreibt Canyon sein Race-Enduro, welches mit Teamfahrer Fabien Barrel zusammen entwickelt wurde. Es zeichnet sich vor allem durch seinen Vollcarbon Rahmen mit dem langen Reach aus. Der Rahmen besteht bis auf die Wippe komplett aus Carbon, was dazu führt, dass auch ohne Leichtbau-Anbauteile das Gesamtgewicht mit Pedalen auf 13.6 kg gedrückt werden kann. Ausstattungshighlights sind die Sram XO1 Schaltung und der Rock Shox Monarch Plus RC3 Debon Air Dämpfer. An der Front arbeitet eine Rock Shox Pike Solo Air. Für die Race Version des Strive wurde der Reach in Rahmengröße M gegenüber der Team Version auf 448mm verlängert, dies sorgt für mehr Laufruhe und Spurstabilität bei hohen Geschwindigkeiten. Auch das tiefe Tretlager und das weit herabgezogene Oberrohr vermitteln dem Fahrer Sicherheit bei hohen Geschwindigkeiten und bringen den Schwerpunkt nach unten. Die Federkennlinie des Hinterbaus ist progressiv, was sich in schnellen Anliegerkurven und Sprüngen positiv bemerkbar macht. Der Lenkwinkel ist mit 66° für ein Enduro relativ flach genauso wie der Sitzwinkel mit 73,5°. Das kurze Steuerrohr hält die Front tief, was eine Absenkung der Gabel überflüssig werden lässt. Doch die Rock Shox Reverb ist mit 125mm eindeutig unterdimensioniert und mir würde eine 150mm oder sogar eine 170mm Version besser gefallen.

 

Strive CF 8.0 Race 

Technische Besonderheiten:

Die größte technische Finesse am Strive ist wohl der viel beworbene Shapeshifter. Hinter diesem kleinen Bauteil steckt ein geniales aber eigentlich relativ Simples System dem die Hebelgesetze zugrunde liegen. Der Shapeshifter besteht aus einem Gasdruckdämpfer, welcher über ein Lenkerfernbedienung entweder aus- oder eingefahren werden kann.

Downill Modus

Downill Modus

Uphill Modus (XC-Modus)

Uphill Modus (XC-Modus)

Der Shapeshifter befindet sich zwischen Dämpfer und Dämpferwippe und drückt eine Wippe an welcher der Dämpfer befestigt ist entweder nach außen oder nach innen. Der Dämpfer wird für den Uphill-Modus (XC-Modus) nach außen gedrückt wodurch sich der Hebel auf der Dämpferseite vergrößert und die Federkennlinie progressiver werden lässt.

 

Auch wird das Tretlager um 2cm höher und der Lenk- und Sitzwinkel um 1,5° steiler. Dies lässt das Bike bergauf leichter und effizienter treten. Ich würde nicht behaupten, dass es sich wie von Canyon vielfach erwähnt, wie ein XC-Bike bergauf fährt, doch der Shapeshifter bewirkt einen ähnlichen Effekt wie eine absenkbare Gabel und macht gleichzeitig den Hinterbau straffer, ohne auf eine Dämpferplattform zurückgreifen zu müssen.

 

Fahreigenschaften:

Das Strive fühlt sich sehr wohl, wenn es schnell zur Sache geht. Vor allem im Bikepark spielt es seine vollen Stärken aus und seine Race-Gene kommen zum Vorschein. Anlieger können ohne Wegsacken des Hinterbaus schnell durchfahren werden. Insgesamt ein sehr schnelles schluckfreudiges Bike, welches den Fahrer gerne verleitet Gas zu geben. Auch bergauf sind durch den Shapeshifter und die Dämpferplattform selbst mehrstündige Teerauffahrten nicht mühsam und das Bike fährt sich für ein Enduro ziemlich spritzig. Doch durch den langen Reach möchte das Bike mit einigem an Körpereinsatz durch Kurven bewegt werden und vor allem auf engen Spitzkehrentrails merkt man diese Trägheit und gerät schnell an sein Limit.

Pro

Gute Bergauf Performance durch Shapeshifter

Sicherheit Bergab

Sehr schnelles Bike

Contra

Enge Kurven und Spitzkehren bringen das Bike ans Limit

Absenkbare Sattelstütze mit 125mm unterdimensioniert

Höherer Wartungsaufwand und Verschleiß

 

 

Liteville 301 Mk11 „10-Years Edition Enduro“

Technische Daten:

  • Aluminiumrahmen im Oversized Design
  • für Endurotouren und Bikebergsteigen gut geignet
  • Scaled-Sizing Hinterrad 26“, Vorderrad 27,5″
  • 160 mm Federweg
  • Klassische Geometrie: zentrale/ kompakte Sitzposition, kurze Kettenstreben, hohes Tretlager
  • Rahmengröße: L
  • Gewicht Komplettrad mit Pedalen: 13,5 Kg (selbstgewogen)
  • Preis: 4580€ + 130€ Reverb-Upgrade

 

Evolution statt Revolution

„Bei allen Litevilles, die wir entwickeln, setzen wir auf dasselbe Prinzip der kontinuierlichen und unermüdlichen Evolution. Oder anders gesagt: Die schrittweise Verbesserung. Von Anfang an haben wir bewusst auf Design Schnickschnack verzichtet und bei der Konstruktion ausschließlich auf Funktion, Gewicht und Haltbarkeit geachtet. Auch wenn optisch kaum Änderungen zwischen den Evolutionsstufen zu sehen sind, äußern sich diese immer in einem nochmals verbessertem Fahrverhalten, einer höheren Steifigkeit oder einer gesteigerten Performance bzw. besseren Funktion. Dass dieses Konzept seine Berechtigung hat, spiegelt sich nicht nur in zahlreichen Testsiegen in den letzten 10 Jahren wider, sondern auch in der Zuverlässigkeit und Haltbarkeit unserer Rahmen.

Wir werden nur dann das Design bzw. die Konstruktion grundsätzlich ändern, wenn unsere Rahmen dadurch leichter werden und eine vergleichbar gute oder bessere Funktion aufweisen und das bei gleichem Gewicht. Bis dahin gilt: Die kontinuierliche, unermüdliche Evolution erfolgreich fortsetzen.“

Quelle: Liteville Homepage

Für mehr Informationen über Ausstattungsdetails und Technologien hier der Link zur Herstellerhomepage.

Liteville 301 Mk11

Liteville 301 Mk11

Während Canyon den Enduro Markt mit seinem Strive revolutionieren möchte, setzt Liteville auf stetige Weiterentwicklung. Denn dass 301 ist dieses Jahr schon in der dreizehnten Entwicklungsstufe erschienen und ist von den Grundzügen über die Jahre gleich geblieben, ohne sich gegenüber Neuerungen zu verschließen. Ausstattungsdetails wie die x-12 Steckachse von Liteville mit Syntace entwickelt zählen zwischenzeitlich zum festen Standard der Branche. Dass Rad besticht durch den schlichten und sehr leichten Aluminium Rahmen mit Oversized Rohren, dieser kann entweder in Raw oder Schwarz anodisiert bestellt werden. Ausstattungshighlights sind die 35mm breiten Syntace Felgen und die leichten und gleichzeitig extrem stabilen Anbauteile. Wie beispielsweise der 760mm breite Carbonlenker, welcher ebenfalls aus dem Hause Syntace stammt und mit angenehmen 12 Grad Backsweep aufwartet. Zuverlässig verrichten eine XO 2*10 Schaltung und eine Rock Shox Pike Rct3 DualPosition Air ihren Dienst. Die Geometrie ist klassisch gehalten und orientiert sich eher an den Allmountain Geometrien mit kompakter Sitzposition und hohem Tretlager, welches ein Aufsetzen bei hohen Drops gut verhindert. Doch mein kleiner Tuningwunsch wäre, den ab Werk verbauten Dämpfer gegen einen mit Ausgleichsbehälter zu tauschen.

Technische Besonderheiten:

Liteville beweist mit vielen kleinen praktischen und durchdachten Details, dass gute Lösungen meist sehr simpel sein können. Beispielsweise verbiegt nicht das Schaltauge bei Überlast, sondern die Schaltaugenbefestigungsschraube ist das schwächste Glied und diese bricht bei Überlast. Die Ersatzschraube ist unterhalb des Tretlagers in den Rahmen eingeschraubt und somit immer mit dabei.

Auch müssen Anbauteile nicht wie bei vielen anderen Herstellern umständlich an den Rahmen drangebastelt werden, sondern können, wie die Syntace Kettenführung einfach direkt an den vorbereiteten Platz am Rahmen geschraubt werden. Dies spart Gewicht und funktioniert tadellos.

Des Weiteren setzt Liteville im ganzen Laufrad Wahnsinn weiterhin auf alle Laufradgrößen und empfiehlt jedem Fahrer die Laufräder je nach Körper-/Rahmengröße auszuwählen. Damit geht Liteville den für mich einzig richtigen Weg nicht eine Laufradgröße „aussterben“ zu lassen. Zusätzlich werden meist zwei unterschiedliche Laufradgrößen verbaut. Dies wird als „Scaled Sizing“ bezeichnet. Bei Rahmengröße L beispielsweis ein 26“ Hinterrad und ein 27,5“ Vorderrad. Dahinter steckt eigentlich simple Physik. Weil das Vorderrad es schwieriger hat Hindernisse zu überrollen, sollte dieses tendenziell größer sein, um Hindernisse leichter überrollen zu können. Das Hinterrad überrollt leichter Hindernisse, daher kann dieses kleiner gehalten werden. Dies kommt vor allem der Agilität zugute, da die Kettenstreben kürzer ausfallen können und gleichzeitig sich die Steifigkeit von Rahmen und Laufrad erhöht, und dies bei gleichem oder sogar geringerem Gewicht.

Eine weitere Besonderheit beim Liteville 301 ist der Vario Spin Steuersatz mit dem der Lenkwinkel durch Steuersatzschalen um +/- 1,5° verändert werden kann.

Sehr gut und einfach funktioniert auch die DynaLevel (Sag-Anzeige) für den Hinterbau. Hierbei kann man einfach von oben ablesen, ob der Sag richtig eingestellt ist. Dazu muss der rote Stift an der Hinterbauwippe mit dem Stift am Hauptrahmen auf gleicher Höhe sein.

 

Fahreigenschaften:

Durch den Liteville typischen Viergelenker Hinterbau mit Anlenkung von vorne ist die Federungskennlinie sehr linear, was Tourenfahrer seit jeher begeistert, da der Hinterbau jeden Stein quasi aufsaugt und selbt in technischem Gelände den Fahrer komfortabel fahren lässt. Dies liegt vor allem am Ursprung des 301, das vor über 10 Jahren zuerst als Tourenbike konzipiert wurde. Dadurch fühlt sich das Liteville 301 auf ruppigen Naturtrails zuhause. Selbst in engen Kurven und Spitzkehren ist das Bike ideal. Bergauf lässt es sich auch durch sein geringes Gewicht und seinen Hinterbau, der nicht durch den Kettenzug komprimiert wird, sehr effizient pedalieren. Seine Schwächen liegen aber vor allem im Bikepark, wo es nicht die beste Performance abrufen kann und in Anliegern der Hinterbau leicht wegsackt.

Pro

Haltbarkeit / 10 Jahre Garantie auf Rahmen und Laufräder

Perfekter Allrounder durch verschiedenen Aufbaumöglichkeiten

Sehr feinfühliger Hinterbau, der im Uphill kaum wippt

Contra

Nicht ideal im Bikepark

Dämpfer mit Ausgleichbehälter könnte noch mehr aus dem Hinterbau herausholen

Teuer

Fazit:

Letztendlich kann man sagen, beide Bikes gehören zu dem Besten, was aktuell auf dem Enduro Markt verfügbar ist und niemand hat eine schlechte Entscheidung getroffen, wenn er sich eines der Bikes zulegt. 160 mm Federweg garantieren in jedem Gelände viel Spaß. Doch ich hoffe mein Testbericht hat gezeigt, dass jedes Bike verschiedene Einsatzgebiete und Fahrertypen anspricht.

Wer ein schnelles, modernes Enduro, mit dem man Renneinsätze fahren kann, sucht, der wird mit dem Canyon Strive CF 8.0 am besten beraten sein. Es kombiniert modernen Carbonleichtbau mit technischen Highlights wie dem Shapeshifter. Somit spricht es Technikliebhaber an, die einen höheren Wartungsaufwand und evtl. früheren Verschleiß gerne in Kauf nehmen.

Wer sich Haltbarkeit und simple geniale Lösungen wünscht, wird mit dem Liteville 301 besser zurechtkommen. Es ist vor allem für Fahrer geeignet, die technisch anspruchsvolle Trails fahren wollen, ohne dabei auf Sekundenjagd zu gehen. Gut gefällt mir vor allem das gut durchdachte Gesamtkonzept, welches das Bike bietet und die vielen verschiedenen Aufbaumöglichkeiten durch verschiedene Federwege oder Laufradgrößen. Liteville und Tuning mit Komponenten gehören naturgemäß zusammen.

Ich hoffe, Euch hat der Bericht gefallen. Trotz aller Bemühungen, Alles möglichst objektiv darzustellen, empfehle ich stets ausgiebige Probefahrten mit unterschiedlichen Setups vor der Kaufentscheidung. Beide Bikes wurden von mir über Monate auf vielen verschiedenen Trails gefahren, sowie in einigen Bikeparks.