Besser spät als nie…
… habe ich mir gedacht, als ich mir letztendlich Ende Dezember 2020 bei idealstem Winterwetter meinen bisher ungetragenen Bluegrass Enduro-Helm auf meinen Kopf setzte. Über sechs Monate ist es her, dass ich diesen Helm bekommen habe und ausprobieren wollte, nach einem DH-Trip durch die Schweiz und Frankreich und einer daraus resultierenden längeren Zwangspause war es nun endlich doch so weit.
Nun erst einmal zu den harten Fakten. Der Golden Eyes ist bei vielen Anbietern schon mit einem Preisschild ab 90 € etikettiert, was ihn zugleich zu einer der günstigeren Alternativen im Enduro
Sektor macht. Den Helm gibt es in verschiedenen Farbkombinationen, allerdings wird er nur in zwei unterschiedlichen Größen angeboten. Zum einen die S/M Variante für Kopfumfänge von 54-58cm und für die Dickköpfe unter uns, zu denen ich definitiv auch zähle, die Varianten L/XL, die für einen
Kopfumfang von 59-62cm geeignet sein sollten.
Dabei bringt die kleine Option 355g und der große Bruder glatte 400g auf die Waage – faire Gewichtsklassen für den Enduro-Einsatz also. Der Preis ist zwar heiß – mittlerweile gibt es selbst Angebote um die 70 € – es sei aber auch gesagt, dass es sich hierbei um ein Modell ohne MIPS handelt. Obwohl ich es schon jahrelang gewohnt bin eher die größeren Ausführungen von Helmen zu fahren war ich doch etwas über die Größe der Schale überrascht. Auf den ersten Blick sah diese schon
ziemlich mächtig aus.
Der erste Eindruck wurde auch beim zweiten Blick in den Spiegel bestätigt und gepaart mit dem ansehnlichen Gewicht, kommt er einem dann doch relativ leicht vor. Die Verarbeitung des Helmes kommt recht ordentlich daher, allerdings sollte gesagt werden, dass es auch Helme gibt, bei denen die Plastikteile und der EPS-Schaum sauberer gefertigt wirken. Das Innenleben des Helms ist auf das Nötigste reduziert und beherbergt fünf Belüftungskanäle. Über das Drehrädchen am Hinterkopf lässt sich der Kopfring justieren, die Höhe ist über ein Clipsystem in zwei Stufen einstellbar. Die Kinnriemen scheinen etwas weit hinten an der Schale angebracht zu sein, zumindest war das richtige anpassen der Riemen an die Kopfform ein wenig Gefriemel und nachdem
man länger an den beweglichen Riementeiler herumgespielt hatte schien der Strang hinter dem Ohr etwas zu lang geraten. Letztendlich habe ich aber so den idealen Sitz gefunden. Ein Kinnpolster an den Bändern ist nicht im Lieferumfang des Helms enthalten, ich nehme es aber vorweg, ich persönlich habe es nicht vermisst. Bleibt nur noch das Visier zu erwähnen, das geringfügig über eine Kunststoffschraube und Schiene verstellbar ist. Die Schraube sieht haptisch so ausgeführt aus als wäre
sie dazu geeignet von Hand „betätigt“ zu werden, was mir so aber einfach nicht ausreichend gut gelungen ist. Im Schraubenkopf ist aber zusätzlich auch noch ein Sechskant eingelassen, so dass sich
die Schraube auch mühelos mit einem 4er Inbus verlässlich lockern oder festziehen lässt. Eine Klammer außen am Helm im Bereich des Hinterkopfs für die Befestigung der Goggles runden das äußere Erscheinungsbild ab.
Sobald der Helm auf dem Kopf sitzt, ist der immense Umfang des Helms und die Ausführung der Riemenführung Geschichte. Der Helm hat einen wunderbaren Sitz auf meinem Kopf gefunden und
dank der 400g hatte ich auch entgegen meiner Erwartungen aufgrund der Größe des Helms nie das Gefühl, träge Masse oder zusätzliches Gewicht auf dem Kopf herum zu tragen. Also nichts wie los, ab in den Wald und den Körper auf Temperatur bringen. Beim ersten Anstieg hat mich dann doch die tiefe Position des Helmvisiers etwas genervt. Gerade im Wiegetritt hat sich der Sichtbereich nach vorne drastisch reduziert. Also das Visier in die höchstmögliche Position verstellt und voila, das Visier war leider immer noch zu sehen. Allerdings eher als Randnotiz, so dass ich mich persönlich schnell daran gewöhnt habe und das Ganze nach wenigen 100 m auch für den kompletten Rest der Tour
ausgeblendet hatte. Das Ganze ist natürlich Geschmackssache, ich bevorzuge trotzdem ein möglichst großes Sichtfeld, ohne Einschränkung durch das Visier.
Nach mehreren Anstiegen und einiger Zeit von „CC“-Passagen ist mir aufgefallen, dass die Belüftungskanäle eine gute Arbeit verrichten. Gefühlsmäßig gab es einen angenehmen Luftzug durch die Helmöffnungen, somit war es leicht einen kühlen Kopf zu bewahren. Inwiefern die Außentemperatur hier nachgeholfen hat sei dahingestellt
Jedenfalls gab es während der Tour bis auf die kleine Sache mit dem Visier keinerlei Beanstandungen. Der Helm hat einen angenehmen Tragekomfort und hat sich äußerst unauffällig bei dessen Gebrauch verhalten. Für mich im Falle eines schützenden Gegenstands ein gutes Indiz!
Alles in Allem erhalt man mit dem Golden Eyes einen sehr preiswerten Helm für den All Mountain und Enduro Einsatz. Seine Einstell- und Anpassungsmöglichkeiten halten sich zwar in Grenzen, waren aber in meinem Fall sicherlich auf den ersten Blick ausreichend. Einen Designpreis wird der Helm einfach aufgrund seiner Wuchtigkeit wohl leider nie erzielen, dafür tut er aber was er tun soll. Er sitzt angenehm auf dem Kopf und hat mich nach erwähntem kurzen Nachjustieren beim Fahren (weder bergauf noch bergab) in irgendeiner Form negativ beeinflusst. Auch wenn ich bei eher eisigen Temperaturen unterwegs war, hatte ich den Eindruck, dass die Belüftung auch während heißen Sommermonaten ziemlich gut funktionieren sollte. Insofern in meinen Augen ein sehr interessantes Produkt für den kleineren Geldbeutel!