Bike Attack 2012

Bikes abstellen früh morgens um 7
Schon seit zehn Minuten stehen wir in einer Schlange vor einer Gondel in der Schweiz und das um 6.30 am Morgen, an einem Sonntag? Verrückt? Ja ein bisschen! Wo? Trek Bike Attack, Lenzerheide – Schweiz, ein Massenstart DH-Rennen in toller Kullisse. Warum? Nun, am zurückliegenden Tag konnte sich jeder der 800 Teilnehmer für einen von 9 Startblocks qualifizieren und dann heißt es einfach, wer früh am Gipfel des Rothorns sein Bike abgelgt hat, ist in seinem jeweiligen Startblock vorne angesiedelt und kann so schon seine Gegener hinter sich lassen. Außer natürlich man heißt Rene Wildhaber und startet aus der ersten Reihe! 

Tobi und ich stehen also über eine halbe Stunde mitten in der Früh mit etwa 150 weiteren, teils recht geschunden wirkenden Bikern (Am Vorabend war schließlich noch Riders Party) an der Talstation des Rothorns und warten auf die Öffnung der Gondel. Oben angekommen wird erstmal mein Bike in meinen Startblock vier gelegt, nur etwa zehn Bikes liegen vor mir. Das kann also die richtige Ausgangslage sein, meinen im Qualifying erfahrenen 172. Startplatz noch zu verbessern. Aber das folgt erst um 13 Uhr. Jetzt gehts erstmal wieder mit der Gondel runter ins Tal um noch etwas Schlaf nachzuholen. 
 Wir sind das zweite mal bei der Trek Bike Attack dabei und ich kann nur sagen, dass ich es jedem empfehlen kann, einmal daran teilzunehmen. Ein Massen-Start DH Rennen gehört schließlich zu den Dingen die man als Freerider mal getan haben muss. Außerdem sind rund um das Rothorn einige geniale Trails zu finden. Beispielsweise gibt es den Nino Schurter- Super-trail, der vor kurzem in der Bike vorgestellt wurde. Den wollten wir dieses Jahr auch noch unter die Räder nehmen, allerdings wurde uns die Zeit zwischen Streckenbesichtigung und Qualy bzw.  Rennen leider zu knapp. Doch ihr könnt euch sicher sein, nächstes Jahr fahren wir ihn und werden natürlich berichten. Eins kann ich jedenfalls sagen, von oben sieht er sweeeeet aus! Ein Grund den Super-Trail nicht geschafft zu haben war die Entscheidung den Kranked 4 Trail (Holy Trail – wir hatten schon berichtet) wieder zu fahren, den ich hier vor einiger Zeit vorgestellt habe. Einfach ein unglaublicher Trail – den wir nach der Qualy noch in Angriff genommen haben.
  
Start der Bike Attack
Für all die, die sich nicht genau vorstellen können, was die Bike Attack ist, hier nochmals eine kurze Erklärung: Quali am Samstag, reiner DH vom Rothorn ca. 1400 HM, 8KM nach Lenzerheide; Sonntag das Rennen, der selbe DH vom Samstag plus weitere 600 HM bergab auf 10 KM inkl. 150 Höhenmeter bergauf. Das heißt, hier geht es auch um Strategie. Ich habe mich dieses Jahr für eine etwas riskante Variante entschieden, nachdem ich letztes Jahr beim Uphill bei 30 Grad in Vollprotektoren und Full-Face Helm nur noch sterben wollte. Das heißt, am Samstag bin ich natürlich in Vollschutz und mit Muddy Mary´s gefahren, am Sonntag dann mit meinem CC-Helm, wo ich wohl nur einer von ca. 5 Leuten war und nur mit Schienbeinprotektoren und Big Betty´s. Das eine sollte sich als gut erweisen, das andere eher nicht.
Kurz vor 13 Uhr, sämtliche Biker sind am Gipfel angekommen und ich merke langsam wie die Aufregung in mir aufkommt. Nun heißt es sich möglichst aufzuwärmen, zwischen 800 anderen, auf Treppenstufen und im Restaurant, da heißt es schon ‚alle Rider zu den Bikes‘. Also quetscht sich eine Schar von Dh-lern auf einen kleinen Schotterweg, der als Startplatz herhalten muss, die Bikes müssen richtig auseinandergefädelt werden. Alle sitzen so gut es geht auf ihren Bikes und der Ansager versuchst die Menge nochmals anzustacheln. Und dann geht es schon los, der Startschuss fällt. Während in meinem Startblock die ersten paar Sekunden sich noch keiner bewegen kann und gewartet werden muss, bis sich alle vor uns durch das erste Nadelöhr quetschen können, sieht man unten schon die beiden Wildhabers im Wiegetritt davonschießen. Die ersten Meter sind durch das Gedränge eher mit einer Mischung aus Treten und mit den Füßen abstoßen zu bewältigen. Ich komme rechts außen sehr gut durch und kann schon einige vor der ersten Kurve überholen. Leider bleibe ich in der Kurve an einem Felsblock hängen und schlage mit dem Knie darauf – sehr gut, dass ich mich zumindest für Schienbeinprotektoren entschieden habe, diese schützen mich hier wohl vor einer schlimmeren Verletzung, ich blute nämlich trotz des Protektors am Knie – war wohl ein etwas größerer Einschlag. Ich sortiere meine Beine und es geht wieder aufs Rad. 
Die ersten paar Hundert Meter komme ich sehr gut durch die Geröllfelder, auch weil ich mir hier tags zuvor schon meine Linie gesucht habe. Der Trails geht nun in einen Schotterweg über auf dem ich merke, dass die Big Bettys mit den 2,5 Bar, die ich aus Angst vor Durchschlägen eingefüllt habe hier schwimmen, ein Gefühl aus Aquaplaning und frischem Kuchenteig – ich muss mich also sehr vorsichtig über die losen Schotterpassagen retten. Doch das gelingt mir eigentlich recht gut, hier kann ich weitere Positionen gut machen und bin ca. um Platz 100 unterwegs als es bei vor der Mittelstation in die Trailsektionen hineingeht. Ab jetzt heißt es bis zum Ende des reinen Downhills Kräfte sparen, schließlich will ich heute noch schalten können, was mit am Ende des Qualifyings aus Kraftmangel nicht mehr gelingen wollte.

Mit dieser Taktik komme in auf dem Rest des Trails sehr gut zurecht und komme nicht vollends entkräftet an der Talstation des Rothorns an. Nun heißt es auf den Knopf der Reverb-Stütze zu drücken und den Sattel zum pedalieren hochstellen, ab hier geht es auf und ab über breite Waldwege. Doch plötzlich wundere ich mich über ein schwammiges Fahrgefühl im Heck – verdammt!!!!!!! Platten!!!! Und das, wo bisher alles so gut gelaufen ist! Ein Platz unter den ersten Hundert ist damit passé und die Erkenntnis, dass Big Bettys nicht unbedingt für dieses Rennen geeignet sind ist gereift. Aber bei so einem Rennen heißt das nicht das Aus, Reifen wechseln und weiter gehts, schließlich ist mir noch eingefallen, dass ich ja noch vor meinem Kumpel Tobias bleiben kann, der in Startblock sieben gestartet ist. Also schnell Reifen runter, neuen Schlauch rein und dann noch eine nette Geste eines am Rand stehenden Bikers, der wegen einer gebrochenen Felge am Rennen nicht teilnehmen konnte – er hilft mir mit drei CO2 Patronen aus und so ist der Reifen schnell wieder befüllt. Danke hierfür nochmals!
 Gerade als ich die Steckachse wieder einschraube pedaliert allerdings mein Kumpel mit Gelächter an mir vorbei. Nun ja, bei so einem Rennen  geht es ja hauptsächlich um den Spaß an einem tollen Trail und am Biken in einer schönen Bergkulisse – also weiter gehts. Ab jetzt geht es über schmale Wurzelstrails Richtung Ziel. Bei dem Auf und Ab zahlt sich die Wahl des CC-Helms aus und ich komme gut voran und kann auch noch einige überholen. Schließlich komme ich nach 53 Minuten im Ziel in Churwalden an, auf Platz 307. Eigentlich bin ich recht enttäuscht, allerdings ist mein Platz aufgrund des Plattens echt in Ordnung. Rene Wildhaber heizt diese Strecke übrigens in 29 Minuten hinunter – einfach krank und deswegen hat er dieses Jahr wiedereinmal zurecht gewonnen. 

Ein Gedanke zu „Bike Attack 2012“

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