Das Votec VE EVO bei uns im Dauertest: Die eierlegende Wollmilchsau?

Ein Bike mit 180 und 170mm Federweg ist eindeutig ein Freerider. Oder?

Wir sagen Nein! Das Votec VE EVO kann weit mehr als nur ein Freerider sein, obwohl die Federwege das aussagen. Wir haben das Bike mehrere Monate testen können und ihr erfahrt, was es alles kann.

Das VE ist ein echter Leckerbissen mit seiner genialen Ausstattung, die keine Wünsche offen lässt – und das für 3.600 Euro. Von Fox 36 Factory Kashima über Carbon Kurbel und Lenker, bis hin zur unfassbar guten Magura MT7. Auch für Mädels ist das Bike eine Alternative, denn ich habe es in Rahmengröße XS getestet, die bei Votec mit 38cm so klein wie bei fast keinem ausfällt. Somit kann auch ich mit meinen nur knapp 1,60m das EVO gut fahren, ohne dass es mir zu groß wäre, anders als  bei manchen Konkurrenzfirmen.

Bergauf:

Ein Bike mit so viel Federweg ist bergauf im Normalfall nicht mehr zu gebrauchen. Beim Vortec ist das anders. Das VE EVO beweist das Gegenteil. Mit nur 13,2 Kilo und einem wirklich komplett blockierbaren Hinterbau lässt sich das Bike sehr gut bergauf pedalieren. Natürlich wäre es noch besser, wenn man die Federgabel auch noch feststellen könnte, aber mit ein bisschen Training kann man auch das verschmerzen.

Sicherlich gibt es MTBs die bergauf mehr Spritzigkeit vermitteln, aber in anbetracht der abfahrtsorientierten Geometrie gelingt das noch ziemlich gut. Wer die Geometrie etwas anpassen will, um z.B. auf den Hometrails besser bergauf fahren zu können, der kann das mit dem Flip-Chip an der Dämpferaufnahme tun. Vier Einstellmöglichkeiten gibt es hier. Jeweils eine High und Low Variante für 160 und 170mm am Heck. Somit kann man den Lenk-und Sitzwinkel etwas steiler oder flacher machen. (Es beeinflusst den Winkel zwar nur um etwa ein Grad, aber man kann es auf dem Trail wirklich spüren.)

Auf dem Trail:

Auf normalen Trails, die auf und ab verlaufen, muss man mit dem VE aufpassen, denn man wird leicht unkonzentriert, so enorm sind die Qualitäten, alles wegzubügeln. Mit dem großen Federweg fliegt man so mühelos über Wurzeln und alles andere, was sich einem in den Weg stellt. Bei einem flachen Trail kann man so natürlich nicht wahnsinnig viel Speed aufbauen. Wer also eher im hügeligen Land wohnt, der sollte sich überlegen, ob es das richtige Bike ist, zu potent ist es bergab.

Bergab

Das ist die Paradediziplin des Votec VE EVO. Hierfür ist es gebaut und hier fühlt es sich wohl. Das Fox Factory Fahrwerk bügelt jeden noch so kleinen Kiesel weg, so sanft spricht es an. Wird es dann aber ruppig, steht die Gabel hoch im Federweg und lässt sich durch nichts aus der Ruhe bringen. Die 180mm Federweg reichen sogar für Downhillstrecken. Der Hinterbau ist der Gabel absolut gewachsen. Nur eine Sache ist mir aufgefallen: Der Hinterbau flext relativ stark. Das merkt man bei Anliegern und im härteren Downhill.

Allerdings stört es die Abfahrtsperformance nicht. Jedoch kann ich mir vorstellen, dass der etwas weiche Hinterbau für große Sprünge im Park oder schnelle Anlieger nicht für jeden gut geeignet ist, da man es einfach merkt. Die Schwalbe-Bereifung mit Magic Mary und Hans Dampf ist für den Enduro Einsatz vollkommen ausreichend und gibt auch in härteren Gefilden und Matsch Halt und Sicherheit. Dazu trägt auch der breite 800mm Race Face Lenker bei. Ich persönlich habe ihn allerdings auf 760mm gekürzt, da mir 800 definitv für meine Größe zu breit waren.

Ein Bauteil des Bikes muss man allerdings noch gesondert herausstellen: Die Bremse. Magura hat mit der MT7 einen Bremsanker entwickelt, der seinesgleichen sucht. So eine unfassbare Bremspower bietet nicht einmal eine Shimano Saint und das bei einem sexy Aussehen, toller Hebelergonomie und einem mega Druckpunkt. An den sollte man sich allerdings zuerst gewöhnen bevor man auf einem schweren Trail geht, denn sonst steht das Vorderrad früher als man denkt.

Fazit

Ein top ausgestattetes Bike zu einem absoluten Kampfpreis, das nicht nur tolle Anbauteile bietet, sondern auch eine tolle Funktion bereitstellt. Wenn man etwas verbessern müsste, wäre das nur der etwas zu weiche Hinterbau, der aber meistens nicht stört. Ansonsten kann ich zu dem schönen Bike nichts Negatives sagen.