Piz Minschuns, Piz Sesvenna oder gar Valluga – alles Gipfel mit rassigen Abfahrten, und alle sollen ins Tourenbuch unseres ultimativen Freeride Alpencross Eingang finden. Nach der Vorplanung ist nun auch die Detailplanung abgeschlossen und es heißt banges Warten auf die Wetter- und Lawinenvorhersage bis unser Zug am 17.3. ins Vinschgau abfährt. Klar ist, schlechtes Wetter kann die Tour beenden bevor wir überhaupt in den Zug gestiegen sind.
Etwas Pulverspaß in Italien – Tag 1 bis 3
Ausgangspunkt ist die Zufallhütte (Zufall steht kurz für am Wasserfall) im hinteren Martelltal, welche auch Startpunkt für so namenhafte Gipfel wie dem Cevedale ist. Unsere Tour richtet sich allerdings nach Westen zur Hinteren Schöntaufspitze, die uns einen atemberaubenden Blick auf das Dreigestirn Ortler, Monte Zebru und Königsspitze verspricht. Vom Gipfel gibt es eine spannende Abfahrt direkt ins Skigebiet nach Sulden. Sollten es Kondition und Wetter zulassen geht es vom Gipfel wieder etwas nach unten und dann nach Osten zum Schöntaufoch. Von dort wartet ein feiner und anspruchsvoller Nordhang, der uns direkt in Sulden wieder ausspuckt. Von dort geht es mit dem Bus nach Trafoi, und hoffentlich mit dem letzten Lift zur Furkelhütte.
Die Furkelhütte dürfte auch vielen Mountainbikern ein Begriff sein, liegt diese doch am legendären Goldseetrail, der vom Stilfseroch zum Reschensee führt. Unser Weg soll uns allerdings nicht nach unten, sondern nach oben weiterführen Richtung Schweizer Grenzkamm. Nach kurzen, aber steilen 600 Höhenmetern winkt der Piz Minschuns, ein Zweiländergipfel, der einen tollen Ausblick auf Reschensee und unser Abfahrtsziel Val Müstair erlaubt. Wie sich der Weg dort runter gestaltet? – keine Ahnung, da wir keine Beschreibungen gefunden haben, obwohl es laut Karte eine offizielle Skitour ist. Wir werden es aber herausfinden.
Tour de Suisse – Tag 4 und 5
Wer einen Transalp in nur einer Woche schaffen will, dem bleibt ein gewisser Stress nicht erspart. So auch am zweiten Tag, wo wir im Tal Ort Santa Maria nicht ausspannen können, sondern noch einen Bus nach Mals brauchen, genauer gesagt nach Schlinig. Und dann warten noch 200 HM Aufstieg zur Sesvennahütte auf uns. Irgendwie sieht Erholungsurlaub anders aus.
Von der Sesvennahütte hatte ich zumindest bis zu der Planung noch nie gehört, stellt sich aber als formidabler Skitourenstützpunkt heraus, der neben dem gleichnamigen Gipfel noch viele andere Touren parat hält. Unser Ziel ist aber der höchste Gipfel im Umkreis, der auch gleichzeitig den Abschluss des tourenlastigen Teils des Alpencross darstellt. Mit 3205 m und einer Abfahrtsvariante nach Norden bei sicheren Lawinenverhältnissen ist dies definitiv ein Highlight des gesamten Transalps. Der Nachteil ist allerdings die folgende lange Ausfahrt (ja, richtig verstanden „Ausfahrt“) nach Scuol, für die wir schon extra Körner und Zeit eingeplant haben.
Mit 15 cm Neuschnee übernacht stehen wir bei strahlendem Sonnenschein an Tag 4 an der Talstation der Motta Naluns Bahn, bereit für das nächste Abenteuer. Gut, das ist sicherlich eine Wunschvorstellung, aber wer weiß… Nach der Auffahrt mit der Salaniva im hinteren teil des Skigebietes geht es noch ein paar Meter nach oben und evtl. auch auf den Piz Soer, um dann traumhaft Richtung Zuort hinab zu stauben. Und dann folgt der längste Aufstieg der Tour mit 1500 HM auf den Muttler. Auch wenn wir den Gipfel erst mal nur als optional ansehen sind es trotzdem 1300 HM bis zur Scharte. So oder so steht die zweite Abfahrt des Tages nach Samnaun noch bevor.
Zurück nach Österreich und Deutschland – Tag 6 bis 8
Der sechste Tourentag wird uns vermutlich auf die härteste Probe stellen. Zuerst geht es durch das Skigebiet Samnaun (ohne nach Ischgl zu schauen) zum Visnitzoch. Ob wir den Grübelekopf mitnehmen steht noch in den Sternen. Von dort wartet die Abfahrt durch das Visnitz Tal bis hinunter nach Kappl. Geschmeidige 1500 Tiefenmeter warten darauf getestet zu werden. Ohne Aufenthalt bringen uns die nächsten beiden Lifte hoch im Skigebiet Kappl hoch zum Lattejoch, wo wir direkt wieder aus dem Skigebiet abbiegen und ins Malfon Tal abfahren. Wäre dort unten jetzt eine Unterkunft wäre der Tag geschafft. Da dem aber nicht so ist, heißt es wieder anfellen und die 600 HM zur Roßfallscharte zu überwinden. Dort wird dann selbst der Freeride Alpencrosser jammern, dass nochmal eine Abfahrt ansteht. Diesmal geht es hinab nach St. Anton am Arlberg, wo der Tag endlich in Ruhe ausklingen kann (z.B. beim Moser Wirt).
Nach einer hoffentlich erholsamen Nacht dürfen wir uns keine Müdigkeit vorschützen. Hinauf zur Valluga, wobei der letzte Abschnitt zu Fuß zu bewältigen ist, steht das letzte Highlight der Tour an. Klar ist auch, die Nordabfahrt nach Zürs erfordert absolut sichere Bedingungen. Dann, ja dann… Ziel des Tages ist Schröcken, wobei wir den genauen Weg wohl je nach Verfassung wählen und uns im Zweifel vom Auenfeldet einfach rüber shutteln lassen #sonotfreeride.
Von Schröcken geht es am letzten Tag mit dem Bus zum Hochtannbergpass und von dort eher gemütlich über denn Hochalppass oder den Gemstelpass zurück nach Deutschland. Bus und Zug sollen uns dann nach über 18’000 Tiefenmeter sicher aus Schnee und Fels nach Oberstdorf und Regensburg bringen. Drücken wir die Daumen, dass alles nach Plan läuft und wir den Alpencross in einem Zug durchbringen.