Schon mal einen Schaltzug gewechselt bei den neuen innenverlegten Zügen? Nein? Na dann….

Stellt Euch mal vor, ihr steht mitten in der Pampa, sagen wir im Niemandsland zwischen Forcella di Pedenolo und Lago di Cancano und das Schaltseil ist gerissen. So ist es uns diesen Sommer ergangen. 
Wir waren wenigstens so schlau auf unserem Alpencross ein Neues dabeizuhaben. Doch nun beginnt das Dilemma:
Wie kriege ich das in den Rahmen bzw. wieder am anderen Ende heraus?
Gut man kann den Plastikstopfen abnehmen, dass die Öffnung am Rahmen etwas größer wird, aber trotzdem haben wir gefühlte 300 mal das Schaltseil hin und her bewegt, bis es endlich an dem richtigen Loch rausgeschaut hat. Auf Nachfragen bei Canyon, hieß es, dass diese Bauweise “ State of the Art“ ist. Die Mannen von Canyon  empfehlen, dass man am Besten am alten Seil einen Plastiküberzug, der manchmal im Bowdenzug mit drin war, befestigt und mit durchzieht um diesen dann wieder zu benutzen, um den Neuen mit reinzuziehen. Alles klar?
Das geht aber auch nur wenn das alte Seil nicht auffranst und zu knapp vor der Öffnung im Rahmen abgerissen ist. Ausser Ihr habt einen Seitenschneider mit auf Tour, dann gehts wieder. Eine ganz andere Möglichkeit wäre noch die Anschlagschrauben  des Schaltwerks hineinzudrehen und die Kette fest auf z. B. den 3. Gang einzustellen. Dann kann man wenigstens einigermaßen weiterfahren. Oder Ihr habt Oberschenkel, wie ein Abfahrtskifahrer, der die Steigungen locker wegdrückt.
Wir sind im Sommer schließlich in Bormio im Bikeshop gelandet und fuchtelten mit Händen und Füßen (weil das Italiener waren)  um auf unseren Notstand hinzuweisen. Genüßlich schauten wir dann zu, wie sich 2 Mechaniker abmühten, den Schaltzug zu wechseln. Sie hatten das anscheinend auch noch nie gemacht. Wir zahlten dann 24 Euro für diese Fieselei, die eine halbe Stunde dauerte. Wir dachten, das geht in Ordnung, weil Sie sich ganz schön plagen mussten.
Wir deckten uns noch mit Ersatzteilen im Shop ein um auf weitere Defekte eingestellt zu sein. Die Trinkflaschen wurden nebenan an der Therme Bormio noch mit Schwefelwasser aufgefüllt. Dieses ist übrigens sehr gesund und wirkt sich positiv auf den Lipidstoffwechsel aus. Ausserdem senkt es das LDL-Cholesterin und stärkt das Immunsystem.
Dabei mussten wir die Strasse überqueren und wurden Zeugen der Fahrkünste der italienischen Autofahrer: Entweder schleichen diese umher oder sie fahren im „Schumi“-style. Also versucht die Aufenthaltsdauer auf italienischen Teerstrassen so kurz wie möglich zu halten oder sterbt.
So, nun würgte jeder noch schnell seine restlichen Riegel runter und trank, was auch sonst, Schwefelwasser und ab gings zum Shuttlelift. Doch dort wurden wir schon wieder ausgebremst, denn es war Mittagspause.  Also rein in die Bar und einen Cappuccino zusammen mit einem Toast speciale. Diesen kann ich nur empfehlen und ist eine echte Alternative zu den blöden Riegeln, die ich nicht mehr sehen kann. Die Zeit verrinnt und ich sehe uns schon des Nachts mitten im Hochgebirge mit gerissenem Schaltseil und Schwefelwasser in der Trinkflasche stehen und keine Menschenseele in der Nähe. Aber es kam anders, wir fuhren mit der ersten Gondel hoch und ohne weitere Schäden kamen wir an unserm Etappenziel um 19.00 Uhr an.

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