Beim gesamten Ski-Equiment hat sich in den letzten paar Jahren enorm viel getan. Die Ski wurden leichter und steifer, es gab neue Technologien, wie beispielsweise die Rockertechnologie. Man kann einen heutigen Ski mit einem vor drei oder vier Jahren überhaupt nicht mehr vergleichen. Die großen Firmen pushen die Entwicklung einfach enorm, der Markt dafür ist schließlich vorhanden. Und genauso verhält es sich auch mit den Ski-bzw. Tourenstiefeln.
Mein fünf Jahre alter Garmont G-Ride (heute Scott) musste weichen, da ich mir ständig Blasen gelaufen habe, was sicherlich an der eingeschränkten Beweglickeit und dem nicht-verformbaren Innenschuh gelegen hat. Also musste vor ein paar Wochen was neues her.
Ausgangslage:
Skitouren gehen heißt für mich die Einsamkeit in Tälern zu genießen, wo noch keine Spur die tief verschneiten Pisten ziert. Es ist genau mein Ding mich einen dieser unverspurten Hänge hochzuquälen um nach dem wohl verdienten Gipfel eine geniale Powderabfahrt genießen zu dürfen. Sprich: für mich zählt Abfahrtsperfomance mehr, als mit möglichst geringem Gewicht des Equipments so schnell wie möglich auf dem Gipfel zu sein. Sicher, auch Touren mit 1500Hm sollten noch machbar sein, also heißt es neben der guten Abfahrtsperformance auch ein wenig aufs Gewicht und die Funktion zu achten. Eine Tourenbindung auf einen sauschweren Freeride-Ski zu schnallen kommt hierfür nicht in Frage. So fiel die Wahl auf den relativ neuen Scarpa Maestrale RS, dem Top-Modell der Abfahrtslinie.
In der Hand:
Der erst Eindruck bestätigt die Ambitionen ein abfahrtsorientierter Schuh zu sein. Stabil sieht er aus, mit seinen vier Schnallen und der unzerstörbar wirkenden Geh/Ski-Funktion. Mit einem Flex von etwa 130 soll er auch bei schnellsten Abfahrten Sicherheit geben und das bei nur etwas über 3200g/Paar. Das war bei den Modellen der letzten Jahre noch unvorstellbar. Ein absolut geniales Detail ist der neue Einstieg den Scarpa entwickelt hat. Hierbei kann man einfach die gesamte Plastikabdeckung inkl. Schnallen auf die Seite klappen, was eine riesige Öffnung erzeugt. Dadurch kann man super bequem in den Schuh einsteigen. Vorbei die Zeit, als man kaum in die engen Schuhe hineingekommen ist. Top!
Beim Gehen:
Genug geschwafelt, ich will wissen wie er sich beim Aufstieg anfühlt. Mit seiner sehr großen Range bis 20° hat man einen nahezu natürlichen Bewegungsablauf beim Gehen. Im Vergleich zu meinem Garmont G.Ride ist das eine Welt. Man fühlt sich so, als hätte man keinen Skischuh am Fuß. Dieses Gefühl wird auch dadurch intensiviert, da das Innenleben termoverformbar ist und sich an jeden Fuß individuell anpassen lässt. Der RS ist also wirklich kompfortabel zu tragen. Des Weiteren merkt man sofort, dass er für einen Schuh dieser Klasse wirklich leicht ist, man hat also nie das Gefühl Betonklötze an den Füßen zu haben, auch nach langen Anstiegen nicht. Selbst wenn es einem beim Anstieg etwas wärmer wird hat der Schuh genau die richtige Lösung parat: es sind einige Lüftungsöffnungen in die Schale integriert, die tatsächlich für etwas Wärmeregulierung sorgen, kochende Füße adé!
Bei der Abfahrt:
Nun zu seinem eigentlichen Revier: Der Abfahrt. Stellt man den ‚Walk‘-Mechanismus auf ‚Ski‘ klackt der Skischuh sofort nach vorne ein, der Hebel ist übrigens super zu bedienen, besser als bei der Konkurrenz, da dieser etwas größer ist. Man nimmt sofort eine Abfahrtshaltung ein und merkt schon im Stehen, dass sich der Schuh durch das Körpergewicht nicht mehr groß verwinden lässt. Also los, den Gipfelgrat entlang in die erste Rinne, auf hartem Schnee, dem richtigen Terrain um die Perfomance des Maestrale zu testen. Nach einigen Abfarten und auch ein paar Pistentagen kann ich nur sagen: Respekt! Ein Skischuh der sich so angenehm geht, in dem man sich so wohl fühlt, gepaart mit einer dermaßen guten Performance bergab ist einfach etwas besonderes. Man spürt sofort den 130er Flex und kann jede Bewegung auf den Ski übertragen. Der Maestrale ist tatsächlich so hart, dass selbst mein Pistenschuh nicht mitkommt. Wirklich toll.
Fazit:
Ich kann leider nur schwärmen und den Schuh jedem empfehlen, der etwas mehr auf die Abfahrtsperformance abzielt und dennoch einen Schuh haben will, der bequem ist. Man kann ihn sogar als Pistenschuh weiterempfehlen. Natürlich ist der Preis mit 550 Euro UVP sehr happig, aber die Investition definitiv wert. Das einzige Manko ist die etwas windig wirkende Schnalle, die mittels einem langem Kunsstoffband das Sprunggelenk schnüren soll. Funktioniert zwar gut, allerdings hat man das Gefühl, dass hier als erstes etwas kaputt geht. Des Weiteren hatte ich hier ein paar Mal Probleme, dass die Ratsche vereist war.
Absoluter Top Schuh, Punkt!
Michael Biederer
Hallo Michael,
spiele mit dem gedanken diesen Schuh zu kaufen.
Meine Fußlänge beträgt 27cm.
Welche Größe kannst Du empfehlen, wie fällt der Schuh in der Größe aus?
Über eine Antwort würde ich mich sehr freuen.
Danke
Gruß
Michael
Hi,
hier musst du aufpassen. Dieses Jahr ist der RS neu rausgekommen und das neue Modell fällt eher schmal und eng aus.
Hier musst du eher eine Größe größer kaufen als sonst. Falls du noch an den alten der bis letztes Jahr gebaut wurde ran kommst dann ist dieser noch etwas bequemer und legerer geschnitten, hier reicht deine normale Größe oder evtl. eine kleiner…Vom Flex her sind der Neue und der Alte gleich bei 130, aber der Neue ist nochmals leichter.
Ich hoffe ich konnte helfen!
Grüße
Michael
Hallo
Ich habe seit kurzem den Maestrale RS.
Gibt es einen Trick beim einbringen des Innenschuh? Ich habe nach der ersten Tour den Innenschuh raus getan und bringe in nicht mehr rein.
Hallo Georg,
mir ist auch schon aufgefallen, dass die Innenschuhe schwer wieder hineingehen, habe hier auch schon gekämpft.
Ich habe es immer geschafft, in dem ich zuerst die Ferse des innenschuhs von Außen so weit wie möglich nach unten geschdrückt habe und dann mit der Hand innen an die Ferse gegangen bin und ihn, teilweise mit Gewalt, hinuntergedückt habe. Ist leider wirklich etwas frickelig…
Ich hoffe du hast Glück und es funktioniert.
Grüße
Hallo und vielen Dank für die ausführliche Beschreibung! Ich suche momentan selbst nach einem Tourenschuh und bin froh über jede Rezension, die zu finden ist. Ich lege meine Prioritäten genau wie du: Etwas mehr auf Abfahrt als Anstieg… Mich würde interessieren, ob du mittlerweile neue Erfahrungen sammeln konntest, was Zuverlässigkeit, Haltbarkeit, Aufstiegs- sowie Abfahrtsqualität etc. betrifft. Bei den Preisen für solche Tourenschuhe bin ich nämlich noch sehr zurückhaltend und vorsichtig…
Gruß
Jan
Hallo Jan,
bin mit dem Schuh inzwischen schon einige Touren gegangen. Bin eigentlich mehr als zufrieden. Allerdings ist mir dieses Jahr die Geh-Funktionsschnalle gebrochen, welche aber umgehend ersetzt wurde. Das war wohl ein anfälliges Teil, denn bei der neuen Generation wurde diese überarbeitet. Ansonsten gibt es jetzt auch schon mehr Schuhe in der Klasse, die noch etwas leichter, aber genauso steif sind. Evtl bekommen wir die nächsten Wochen noch was zum Testen rein, dann lasse ich von mir hören.
Ich hoffe ich konnte etwas helfen 🙂
Hallo Michael,
ich habe auch den Schuh und bin eigentlich sehr zufrieden, jedoch ist mir gestern auch die Geh- Funktionsschnalle gebrochen.
Kannst du mir sagen wie die Reparatur verlaufen ist ? Hast du den Schuh eingeschickt ?
Danke für deine Antwort, lg
Hi Daniel,
ja genau das gleiche Problem wie bei mir 🙂 Ist kein Problem, schick den Schuh bei einem Sportgeschäft ein. Bei mir hat es 3 Wochen gedauert, es wurde die Schnalle getauscht und sogar neue Innenschuhe eingezogen. War also echt top!