Test: Die aktuelle Shimano Saint

Mit was kann man Federweg ersetzen? Na klar, mit noch mehr Federweg! Genauso verhält es sich, zumindest meiner Meinung nach, mit Bremspower:


Denn wer schon mal auf steilsten Gardaseetrails oder auch einem Downhillrennen teilgenommen hat, der weiß wieviel Sicherheit einem eine gute Bremse geben kann. Nun, letztens habe ich ja schon über die Sram X0 Trail-Bremse berichtet, welche an meinem Downhiller verbaut war. Alles in allem eine tolle Bremse, auch wenn man in Extremsituationen minimal weniger Fading-Neigung schön gewesen wäre (allerdings reden wir hier von extremen Situationen – für 95% aller Fälle ist die Sram vollkommen ausreichend. Aber wenn man weiß, dass es noch besser geht, dann will man das natürlich erleben – war bei mir ähnlich – und habe ich nun erleben dürfen, in Form der aktuellen Shimano Saint.
 


Zu allererst gibt es viele verschiedene Versionen und eine günstige Low-Tech Variante namens Zee, die aber mit der gleichen Grundtechnik aufwartet und für die meisten wohl auch ausreichend ist. Ich wollte aber die Saint in der Top-Version ‚Ice-Tech‘ testen. Inzwischen gibt es bei Shimano vier verschiedene Scheiben unter denen man wählen kann: die normale Edelstahlvariante, eine Edelstahlvariante (Lauffläche) mit Alu-Spider, eine mit Alu-Spider und Sandwich-Scheibe (Sandwich aus Edelstahl und Aluminum) und einer Top-Version mit zusätzlichen Lamellen zur nochmalig verbesserten Kühlung. Da diese letzte Variante natürlich sehr vielversprechend ausgesehen hat, musste ich natürlich diese haben. Leider musste ich feststellen, dass es diese nur mit dem shimanoeigenen Center-Lock-Verschlusssystem gibt, was den Kauf anderer Naben nach sich gezogen hätte. Daher wurde es dann eine Variante drunter, mit der Sandwich-Scheibe ohne Lamellen, welche aber auch schon einige Prozent weniger zum Faden neigen soll.

Also ab ans Bike mit den Komponenten. Zu aller erst fällt auf, dass die Bremse relativ ansprechend gelungen ist. Sie sieht relativ hochwertig aus, gut vielleicht nicht wie eine Hope,  was man von Shimano aber auch schon weitaus schlechter gesehen hat. Das Einzige was sofort auffällt ist der billig wirkende Kunststoff-Bremshebel. Allerdings muss man fairerweise sagen, dass dieser dafür ausgezeichnet ‚am Finger‘ liegt und sich die Bremse perfekt dosieren lässt und dazu nur ein Finger nötig ist. Ansonsten fällt mir noch der Bremsbelag auf, der Kühlrippen zur besseren Wärmeableitung oben aufgesetzt bekommen hat. Geile Idee kann ich da nur sagen, allerdings scheinen mir die Kühlrippen aus Kunsstoff zu bestehen und hier zweifle ich die Wärmeableitung arg an. Wenn die Rippen aus Alu oder Stahl wären kann ich mir eine Wirkung vorstellen, aber so sieht es nur nach einem Marketinggag aus um dem Kunden weitere 5 Euro aus der Tasche zu ziehen. Ich werde das mal weiter recherchieren, vielleicht finde ich noch etwas heraus.
Jedenfalls genug geschwafelt, ab auf den Trail. Nach kurzer Einfahrzeit merkt man die enorme Power der Bremse. Die Bremsleistung ist wirklich auf höchstem Niveau, übertrifft aber die X0 Trail beispielsweise nur marginal. Weiterentwickelt hat Shimano allerdings die Art des Zupackens. Man kann die Bremse wirklich schön dosieren und spürt einen definierten Druckpunkt. Es ist also nicht mehr das digitale Bremsen der ersten Saint, was allerdings auch irgendwie seinen Reiz hatte. Die Saint ist also in jeder Lebenslage gut zu kontrollieren und für jeden empfehlenswert, allerdings wird ihr Einsatz durch ihr normal hohes Gewicht für einen solchen Anker wohl eher im Freeride und Downhill Sektor liegen- aber dafür wurde Sie schließlich auch entwickelt. Letzte Woche stand dann noch der große Standfähigkeitstest  bei der Bike-Attack in der Schweiz an, bei der 2000 Tiefenmeter am Stük zu bewältigen waren und ich kann mit Fug und Recht behaupten, dass niemand die Bremse in eine missliche Lage bringen kann. Selbst bei steilsten Stellen und längerem Anbremsen habe ich keinerlei Fading feststellen können und dazu die hohe Bremskraft, welche einen späten Bremspunkt möglich macht. Außerdem braucht man für diese tolle Bremswirkung nur eine sehr geringe Handkraft, was bei so einem Rennen natürlich Gold wert ist – schließlich will man ja nicht wegen nachlassender Kraft in den Fingern eine Kurve verpassen. Also alles in allem die perfekte Bremse für den Gravity-Sektor. Falls die Sandwich-Scheiben noch Mucken machen sollte, werde ich euch dasmitteilen sobald ich etwas merke, denn ein wenig komisch sahen die Hitzeverfärbungen auf der Scheibe schon aus (und zu dem Thema gibt es in einigen Internetforen schlechte Erfahrungen, beispielsweise einmal im Jahr Bremsscheibentausch) – ich halte euch auf dem Laufenden.
Zu guter letzt noch ein paar Worte zur Einstellbarkeit und Wartung. Shimano liefert seine Bremsen nicht mit der wartungsaufwendigen Bremsflüssigkeit (zieht mit der Zeit Wasser und sollte alle zwei Jahre ersetzt werden), sondern mit Mineralöl, was Wartung überflüssig machen soll. Bei meiner damaligen XT 4-Kolbenbremse (jaja, das ist ne Zeit her…so um 2000 rum) hat das auch wirklich gestimmt. Die Montage jedenfalls war äußerst einfach und ohne Probleme zu bewerkstelligen. Ein schönes Detail ist noch die Möglichkeit die Bremsleitung einfach abschrauben zu können ohne dass Öl aus dem Sattel austreten kann. Somit kann man die Leitung auch einfach im Rahmen verlegen. Ansonsten gibt’s noch die Möglichkeit die Griffweite zu variieren, allerdings wandert der Druckpunkt dann immer etwas mit, was mir nicht so gefallen hat. Wenn ich also den Hebel nah an den Lenker stelle, dann ist der Druckpunkt noch näher am Lenker, sodass er evtl. zu nah ist um noch ordentlich zu bremsen. Das hat mir nicht ganz so gefallen.
Mein Fazit:
Bremsanker in heißem Outfit – wirklich zu empfehlen, auch vom Preis her.

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