Der Alpride 2.0 Airbag im Advenate Surface IAS 32 Rucksack bei uns im Test

Statistisch ist die häufigste Todesursache bei Lawinen das Ersticken (je nach Studie in 50% bis 75% der Fälle). Man unterscheidet zwischen dem Eindringen von Schnee in die Lunge und dem Sauerstoffmangel unter der Schneedecke, häufig verursacht durch die Bildung einer abgeschlossenen, weil vereisten, Höhle vor dem Mund durch das Ausatmen. Der getestete Rucksack Advenate Surface IAS 32 ergänzt das Konzept des Lawinenairbags um ein Mundstück, welches genau hiervor schützen soll.

Der Rucksack im Detail

Die Verarbeitung des Rucksacks ist hochwertig, insbesondere auch was die Reißverschlüsse betrifft. Die Ausstattung mit Fächern und Halterungsmöglichkeiten (Ski im A-Stil oder Diagonal, Snowboard, Pickel und Helm) lassen keine Wünsche offen. Eine Rückenprotektor kann ebenfalls eingebaut werden. Als Lawinenairbag kommt das Vorgängersystem von Alpride 2.0, welches zwei Gaskartuschen benötigt, zum Einsatz. Diese sind Einwegartikel. Das Volumen ist brutto, so dass selbst bei dem hier getesteten größtem Rucksack der Reihe bei Mehrtagestouren der Platz sehr eng wird, insbesondere wenn Steig- oder Harscheisen notwendig sind.

Nachteilig ist, dass bei dem im Schultergurt verstauten Mundstück der Tragkomfort nicht mehr gegeben ist. Für andere Anwendungsbereiche ist der Rucksack daher eher ungeeignet, aber natürlich auch nicht konzipiert. Es ist dennoch auch bei reinen Transportstrecken etwas nervig.

Funktionsweise des Atemsystems

Naiverweise könnte man denken, dass die Atemluft aus dem Airbagsystem genommen wird, was aber nicht der Fall ist. Über die Lamellen direkt am Mundstück wird dem Schnee Sauerstoff entzogen, der darin auch bei kompaktem Schnee noch enthalten ist. Die ausgeatmete Luft wird über das Schlauchsystem am Schultergurt über den Rucksack möglichst weit weg von der Atemzone nach außen geleitet.

Der Clou ist, dass die Auslöseeinheit mit dem Mundstück kombiniert ist und man damit eine echte Chance hat, im Lawinenfall den Bewegungsablauf durchzuziehen (ich war selbst noch in keiner Lawine diesen Ausmaßes, weswegen es sich dabei um eine Vermutung handelt). Essentiell ist dann auch, nicht durch die Nase sondern nur durch den Mund zu atmen. Ansonsten ist die Ausrüstung obsolet.

Das folgende Video zeigt die klassische Auslösung des Systems. Wenn man dran denkt, und das sollte man daher unbedingt üben, führt man das Mundstück mit der Auslösung direkt zum Mund. Der Einbau der Kartuschen sowie das Falten des Airbags ist mit der guten Anleitung einfach und sicher umzusetzen. Sogar ich habe es offensichtlich geschafft. Wer es noch genauer zum Thema Airbagrucksack wissen will, der geht bitte zum Beispiel zu SportScheck.

Noch nicht getestet haben wir das Atmungssystem in einer simulierten Verschüttung, was aber diesen Winter noch nachgeholt und hier ergänzt wird.

Gesamteindruck und Fazit:

Wie bei allen Airbag-Rucksäcken gilt, wer damit eine höheres Risiko eingeht, der hat das Konzept nicht verstanden. Der Rucksack überzeugt durch sein durchdachtes System und bietet ein zusätzliches Maß an Sicherheit. Der Alpride 2.0 Airbag ist immer noch Stand der Technik, auch wenn die Zukunft eher auf elektrischen System (so auch von Alpride) basieren wird. Man sollte sich definitiv länger mit der Anleitung auseinandersetzen und den Ernstfall draußen simulieren, auch wenn es eher lächerlich wirken mag. рко счет