Auf den Spuren der Freeride World Tour im Montafon

Zur Vorbereitung auf Tage im Abseits gehört der Blick auf den Lawinenlagebericht hoffentlich zum Standardprogramm. Die wahren Enthusiasten gehen noch einen Schritt weiter und berücksichtigen die historischen Wetterdaten wie z.B. an der Messstelle Silvretta Montafon – Versettla gemessen auf ca. 2000 m Höhe. Dadurch erhielten wir tolle Informationen darüber, welche Schneebedingungen uns für unser Freeride-Wochenende unter der Woche erwarteten. Der Januar war nach den Kaltfronten zu Beginn des neuen Jahres bitterkalt und niederschlagsarm. Anfang Februar brachte eine Warmfront viel Feuchtigkeit in den Vorarlberg. Die Lage des Montafons hinter den ersten Staulagen ist hier optimal, um die Schneefallgrenze noch etwas zu drücken. Über 40 cm waren es dabei an der Messstelle. Eine Kaltfront am 05.02 brachte nochmal frischen Zucker, gefolgt von zwei schneearmen Wochen mit langsam steigenden Temperaturen. Dazu gewinnt die Sonne auch an Stärke. Was für die Lawinenlage gut ist, ist für die Schneequalität meist eher mäßig.

Techniktraining und Muskelkater

sind vorprogrammiert als wir am 16.02. bei strahlendem Sonnenschein zusammen mit unserem Skiführer Mathias in die Grasjochbahn eingestiegen sind.  Freeride Abenteuertag nennen die Bergbahnen Silvretta Montafon diesen Event jede Woche Dienstags und Donnerstags, der einem den Trendsport Freeriden näher bringen soll. Für uns dient es letztlich dazu die geheimen Ecken des Skigebietes kennenzulernen ohne in Zukunft lange suchen zu müssen. Das hat vortrefflich gut geklappt. Trotzdem, so sehr sich Mathias auch angestrengt hat uns gute Schneeverhältnisse zu zeigen, im Teilgebiet Grasjoch-Hochjoch war an diesem Vormittag nichts zu holen. Der Schnee war zusammengefahren, hart gefroren und verharscht. Persönlich kann ich dem auch meinen Spaß abgewinnen, aber es strapaziert die Muskeln ungemein. Den Ski gegen die alten, gefrorenen Spuren zu drücken fühlt sich an wie auf einer Rüttelplatte zu reiten. Ganz zu schweigen vom heimtückischen Bruchharsch, der genau dann auftaucht, wenn man erwartet einen Schwung in den Pulver zu setzen. Challenge accepted!

Kleine Rinne am Hochjoch, Freeride in Silvretta Montafon

Kleine Rinne am Hochjoch – was auf dem Bild pulverig aussieht ist leider bretthart gefroren

Tourstopp der Open Faces Freeride Serie

Irgendwann war dann, Gott sei Dank, Mittagspause und wird sind mit der Valisera Bahn in den zweiten, südlichen Teil des Skigebietes Silvretta Montafon gefahren. Die bekannte Abfahrt von der Zamangspitze nach St. Gallenkirch ist ein Highlight, mit dem man auch noch Talfahrt mit der Gondel vermeiden kann. Diese blieb uns aufgrund mangelnden Schnees auf dem südseitigen Hang, genau wie im Vorjahr, verwehrt.

Hoch über dem Novatal, einem kleinem Seitental des Montafon, thront die Heimspitze mit 2685 m. Etwas vorgelagert davon liegt die kleine Heimspitze, deren Ostseite einmal pro Jahr in einem Freeride Contest befahren wird.

Blick auf die Nova, Freeride in Silvretta Montafon

Blick von der Grassjochhütte auf das Skigebiet Nova – neben dem Sonnenschirm verläuft das Novatal über dem die Heimspitze, gefolgt von der Valiseraspitze, aufragen.

Schon letztes Jahr haben wir den Pros (oder diejenigen auf dem Weg dorthin) von der Nova Stoba aus zugesehen, wie sie den Hang mit artistischen Kunststücken bewältigt haben. Verrückt sind die alle schon etwas, aber das macht natürlich auch den Reiz aus.

Nova heißt nun auch der zweite Teil des Skigebietes, den wir uns für den Nachmittag vornehmen. Nach dem Mittagessen und einem kurzen Einfahren ging es weiter zur Rinderhütte, was auch zu unserer Überraschung ein Sessellift ist und keinen Einkehrschwung bedeutet. Von dort geht es in kurzem Fußmarsch auf einen kleinen Grat, der uns genau wie die Athleten in Richtung Heimspitze bringt.

Aufstieg im Sonnenschein, Freeride in Silvretta Montafon

Kurzer Aufschwung zum Skier tragen – bei diesem Wetter kommt man gerne ins Schwitzen. Heimspitze in der Mitte und links davon die kleine Heimspitze.

Ein Traum von einem Hang

Von dort aus öffnet sich ein ewig breiter Hang hinunter ins Novatal, das einen über nicht zu flache Ziehwege wieder zu den nächste Sesselliften bringt. Einmal an einem sonnigen Tag nach einer Nacht mit Neuschnee und unter der Woche hier sein. das wäre ein Traum.

Abfahrt ins Novatal, Freeride in Silvretta Montafon

Blick nach Osten ins Novatal – Am rechten Rand befindet sich die Madrisella, welche über den Grat vom Skigebiet aus begangen werden kann.

Und dann war es soweit, Mathias hatte es doch noch geschafft. Ein nahezu unverspurter Hang lang vor uns, der Schnee war durch die Sonne aufgeweicht und etwas schwer, aber voller Genuß geben wir uns am Ende des Novatals der Leidenschaft hin, wofür zusammen gekommen sind. Und weil ein altes Sprichwort sagt „Einmal ist keinmal“, haben wir die Runde gleich nochmal gedreht.

Abfahrt ins Novatal, Freeride in Silvretta Montafon

Wer hätte das gedacht – ein breiter, unverspurter Hang hinab ins Novatal mit genug Platz für einen Nachschlag

Leider war der Tag dann auch schon wieder vorbei, aber wir haben noch einige wertvolle Tipps mitgenommen. Dass die Madrissa Rundtour ein tolles Abenteuer ist musste er uns nicht mehr erzählen. Besser waren noch die Geschichten zu geheimen Abfahrten zu entlegenen Bushaltestellen, die wir uns aber für den nächsten Besuch im Montafon aufheben.

Kurzer Ausblick

Die Vorhersage für den kommenden Eventtag des Open Faces Freeride World Tour Qualifiers am 26.02. sieht vortrefflich aus. Am Freitag gibt es Neuschnee (der zu Anfang der Woche wie immer schon  viel mehr angesagt war) gefolgt von Sonnenschein. Wer kann sollte vorbeischauen.

Ansonsten haben wir am nächsten Tag noch die Nova Exklusiv ausprobiert. Was das ist und wieso man auch mit schlechtem Wetter Glück haben kann erzähle ich im nächsten Beitrag. Nur soviel: Das werde ich in Zukunft bei jedem Skiurlaub machen…